HEISSE ZUKUNFT
CO2 SPEICHERN UND PRODUKTIV NUTZEN
Die Klimaerwärmung schreitet unvermindert voran. Die Emissionen sollten sinken, sie steigen aber. Die Klimaziele sind in Gefahr. Mit technologischer Hilfe könnte es dennoch gelingen die Minimalziele zu erreichen. Die Zutaten dafür: Mut, Wille und eine gehörige Portion Tüftelei.
BEITRAG VON
Die Erde darf sich nicht weiter erwärmen, darin sind sich die meisten einig. Um diese Erwärmung auf ein für Mensch und Natur annehmbares bzw. erreichbares Niveau zu begrenzen, wurde bei der UN-Klimakonferenz im Jahr 2015 das 1,5 Grad Ziel festgelegt. Das heißt: die menschengemachte Erderwärmung soll bis 2100 nicht mehr als 1,5 Grad betragen. Dieses Ziel ist ambitioniert – und wird nur erreicht, wenn der CO2-Ausstoß vor 2030 zu sinken beginnt und ab 2050 sogenannte netto null Emissionen erreicht werden. Das heißt, dass die menschengemachten Treibhaus-Emissionen durch Reduktionmaßnahmen aus der Atmosphäre entfernt werden müssen, damit am Ende der Klimabilanz eine Netto-Null steht.
Davon ist die Welt aktuell aber weit entfernt. Der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß hat im letzten Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Einmal wieder. Hatte der Beginn der Corona-Pandemie noch dazu geführt, dass der Ausstoß von CO2-Emissionen gesunken ist, hat sich die Erholung der Weltwirtschaft laut Internationaler Energieagentur vor allem auf die Verbrennung von Kohle gestützt.
Sie macht damit 40 Prozent des Gesamtwachstums der globalen CO2-Emissionen im Jahr 2021 aus. Das Problem ist dabei nicht allein ein ökologisches, sondern auch ein ökonomisches. Denn der Ausstoß von CO2 hat mittlerweile einen Preis. In Österreich wird mit heuer eine CO2-Steuer eingehoben. Wer CO2 verursacht, soll bezahlen. Österreich reiht sich damit in eine Liste von 61 Ländern ein, in denen es bereits eine CO2-Steuer gibt. Auch in Deutschland wurde ein Preis für CO2 eingeführt. Hersteller und Anbieter von Waren und Dienstleistungen müssen einen festen Preis pro Tonne Kohlendioxid bezahlen. Damit ist das Erreichen der Klimaziele von einem „Problem der nächsten Generation“ zu einem wirtschaftlichen Kostenfaktor für die Wirtschaft und die Gesellschaft von heute geworden.
Und obwohl auch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ein Allzeithoch erreichte, schlug sich das in der globalen Klimabilanz nur insofern wieder, als dass ohne den Anteil von erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung, der Schadstoffausstoß noch viel höher gewesen wäre. Um die CO2-Emissionen so zu senken, dass die Klimaziele bis zum Jahr 2100 annähernd erreicht werden können, braucht es innovative Lösungen – und negative Emissionen.
Dazu müssen Emissionen nicht nur verhindert werden. Etwa durch Energiegewinnung, alternative Antriebsarten wie Elektromobilität, Erhöhung der Maschinen- und Gebäudeffizienz, die Verkehrswende und vieles andere mehr. Sondern Emissionen müssen aus der Atmosphäre absorbiert werden. Das kann auf natürliche Art funktionieren, beispielsweise durch die Aufforstung von Regenwäldern, aber auch technisch. Und auch hier gibt es eine Vielzahl von Ansätzen.
VERPRESSEN UND LAGERN VON CO2
Seit Jahrzehnten wird geforscht wie man CO2 in eine Form bringen und Lagern kann.
Der Ansatz: das CO2 einfangen bevor es überhaupt in die Atmosphäre gelangen kann und es mittels eines Transformationsverfahrens in eine flüssige Form bringen. Anschließend kann das flüssige CO2 unterirdisch gelagert werden, etwa in vorherigen Ölreservoirs.
Bisher waren die Fortschritte hier gering, vor allem aus ökonomischen Gründen. Seit CO2 einen steigenden Preis hat, werden derartige Verfahren attraktiver. Solche Verfahren könnten etwa bei Energie-Kraftwerken eingesetzt werden bei denen große Mengen an CO2 als Abfallprodukt entstehen.
Man kann aus CO2 aber auch Neues schaffen und als Vorprodukte für Kunststoff, Dünger oder Kraftstoffe (etwa Ammoniak, Methanol) nutzen. Durch diese Nutzung würde eine Kreislaufwirtschaft entstehen.
FILTERN
Filteranlagen sollen wie mechanische Bäume funktionieren, die das CO2 aus der Luft filtern. Nach dem das CO2 aus der Atmosphäre gefiltert wurde, kann es entweder unterirdisch gespeichert oder von der Chemieindustrie verwendet werden. Hier gibt es schon mehrere interessante Ansätze. Vom Ventilatorenwerk auf Island, dass Umgebungsluft ansaugt, das CO2 rausfiltert und mit einem Wassergemisch und mit Hilfe einer chemischen Reaktion unterirdisch bindet, bis hin zu an Gebäuden angebrachten Fassadenreaktoren, die mit Algen funktionieren.
KÜNSTLICHE PHOTOSYNTHESE
Siemens Energy und Evonik arbeiten daran, mit Hilfe von Grünstrom, dem natürlichen Photosynthese-Prozess nachahmend aus CO2 und Wasser Chemikalien zu gewinnen. Es gibt ähnliche Ansätze in denen mit Hilfe von Wasser, Kohlendioxid und Licht, der Kraftstoff Propan erzeugt wird. Es wird ebenso an künstlichen Blättern gearbeitet, die CO2 aus der Luft ziehen.
HOLZ
Die Verbrennung von Holz gilt gemeinhin als klimaneutral, weil der Baum durch sein Wachstum CO2 gebunden hat. Die Energie, die beim Verbrennen eines Baumes entsteht, kann aber sogar negativ sein, wenn das durch die Verbrennung entstehende CO2 mittels eigener Filteranlagen und durch eine chemische Reaktion gebunden wird. Das wird etwa vom britischen Unternehmen Drax Group gemacht. Das gebundene CO2 wird daraufhin in ein permanentes Lager unter der südlichen Nordsee gelagert.
Die Ansätze CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen und sie zu speichern sind also vielfältig. Ob durch Wiederaufforstung, ein aktives Bodenmanagement wo Kohlenstoff in Böden gespeichert wird, die Nutzung von Biomasse zur Energie- und Stromerzeugung oder die maschinelle Filterung der Luft. Viele der Ansätze sind vielversprechend, einer alleine wird aber nicht ausreichen, um das Klimaproblem zu lösen. Zudem ist noch viel Forschung und Innovation nötig, um die beschriebene Technik so skalierbar zu machen, dass sie einen wirklichen Impact auf die Reduktion von CO2-Emissionen hat. Auch wir von FYNN versuchen hier unseren Beitrag zu leisten. Gemeinsame mit Partnern beteiligen wir uns an der Entwicklung eines skalierbaren Systems, das technisch die CO2-Speicherung und ökonomisch die Finanzierung negativer Emissionen vereint.
Bei all diesen neuen, innovativen und spannenden Möglichkeiten mit Schadstoff-Emissionen, sollten wir aber nicht allein auf die Technik vertrauen, sondern unseren Umgang mit dem Planeten im Auge behalten und eine nachhaltige Lebensweise anstreben. Denn jeder kann einen Beitrag zu einer grüneren Zukunft leisten, auch wenn er noch so klein erscheint.